Ein neuer Lebensabschnitt oder doch nicht?
Vor langer Zeit habe ich in einer Tageszeitung folgende Zeilen gelesen, die eine bekannte Persönlichkeit in einem Interview gesagt hat:
„Eine Flucht vor dem Alter gibt es natürlich nicht. Doch das Problem stellt sich so ja nicht. Ehe man sich´s versieht, ist es einfach da. Käme das Alter zur Tür herein, man würde sich umdrehen und weggehen. Aber es schleicht sich so freundlich heran.“
Ich habe mir den Text aufgehoben, weil ich die Formulierung so unglaublich treffend fand.
Die Jahre fliegen dahin, man steckt in seinen Alltagssorgen, man steckt in Arbeit und Verpflichtungen, vergisst, einen schönen Tag und das Leben zu genießen, sich an der Natur zu erfreuen, es ist einfach soviel zu tun – man bekommt gar nicht mit, dass man älter und älter wird. So richtig aufmerksam wird man dann, wenn als sportlicher Mensch verschiedene Aktivitäten nicht mehr so funktionieren wie man es immer gewöhnt war. Wenn man auf einmal bemerkt, dass man einen Gang zurückschraubt, weil man mehr Ruhe und Erholung möchte. Wenn man sich so jung wie immer fühlt und einen Blick in den Spiegel wirft- und der Gedanke „hoppla, ich sehe ja gar nicht mehr jung aus“ einem durch den Kopf geht und das Outfit, das man immer so gern getragen hat, auf einmal lächerlich wirkt.
Soviel zu den negativen Seiten, für mich gibt es jedoch auch soviel Positives. Zum Einen habe ich mehr Geduld und bin nicht mehr so rastlos wie in den vergangenen Jahren. Ich kann mich den Dingen im Leben widmen, für die ich mir immer zu wenig Zeit genommen habe. Ich brauche nicht dauernd daran denken, dass ich Leistung erbringen und mich beweisen muss.
Und ich erlaube mir Zeit dafür zu nehmen, etwas ganz Neues zu lernen, nicht Neues, das dem beruflichen Fortkommen dient, sondern wirklich Neues, etwas, von dem ich Null Ahnung habe, das mich aber interessiert und wofür mein Herz schlägt. Es ist aus meiner Sicht ein Märchen, dass man nicht mehr so gut lernen kann. Natürlich braucht es wieder ein wenig Übung darin, aber ist erst die Begeisterung geweckt, dann lernt es sich nahezu von selbst. Versucht man zu lernen, weil man es sollte, weil es nützlich wäre usw. funktioniert es weniger gut, gleichgültig wie alt man ist. Kennen Sie das Gefühl, in einer geliebten Tätigkeit völlig aufzugehen und seine Umwelt völlig zu vergessen, so wie wenn Sie einem Kind beim Spielen zusehen?
Ich finde, es gehört zu den wichtigsten Dingen im Leben, daran zu arbeiten, sich die Fähigkeit sich für etwas begeistern zu können zu erhalten. Und ganz ehrlich, wenn die Gründung der Familie, die berufliche Karriere, der Aufbau von materiellen Werten und vieles mehr den Alltag beherrschen, wer findet die nötige Zeit, etwas ganz Neues zu versuchen?
In diesem Sinne, auf zu neuen Ufern, senden wir dem Alter und uns selbst ein Smiley!
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